Abschiedsgeschenke

Wie bereits im letzten Post erwähnt, haben mir meine lieben Kollegen und Kolleginnen und meine lieben Freunde ein paar Abschiedsgeschenke mitgegeben – an dieser Stelle nochmal ein riesiges Dankeschön 🙂

Da ich meine Freude gerne mit euch teilen möchte, hier mal eine kleine Übersicht:

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Ein „Survival“-Paket, das mich an Reading und England erinnern soll. Neben einer Tasche, einem Kugelschreiber und einer Tasse mit dem Bibliothekslogo gab es von meinen Kollegen ein Zertifikat für die „Reading-Challenge“, ein Buch von Oscar Wilde (der ja bekanntlich in Reading inhaftiert war), ein Lesezeichen, Postkarten aus Reading und Umgebung und „Stolz und Vorurteil“ als DVD. 🙂

IMG_2334Vielen lieben Dank noch einmal an meine lieben Freunde. Ich werde oft an euch denken, wenn ich Kaffee (oder Tee 🙂 ) aus der tollen Tasse trinke und lese. ❤

What a week!

Anders kann ich es gar nicht sagen – meine letzte Woche in Reading hatte es in sich: im positiven sowie im negativen Sinne.

Angefangen hat alles damit, dass ich an meinem letzten Wochenende eigentlich ein bisschen dem Reading Festival am Fluss lauschen wollte. Da es aber auf einmal ziemlich kalt geworden ist und auch kaum noch Sonne zu sehen war, habe ich diesen Plan kurzerhand gecancelt. Ich habe mir stattdessen am Samstag bei einigen Gläsern ukrainischen Dessertwein mit ein paar Leuten tolle Fotos von Jakobs Urlaub in der Ukraine angesehen – die Festivalmusik hatte ich dann während meiner Wartezeit an der Bushaltestelle. 🙂

Am Sonntag verwandelte sich mein Zimmer im Wohnheim dann schließlich in einen Ableger des Dschungelcamps. EIGENTLICH sollte nur ganz kurz der Strom abgestellt werden. So…5 Stunden lang…dann gab es kein heißes Wasser…was ich natürlich erst beim Duschen festgestellt habe. Somit hatte ich schon meine persönliche „Ice Bucket Challenge“ :). Zur Krönung funktionierte ab Sonntag Nacht auf einmal das Internet nicht mehr. Da am Montag Bank Holiday Feiertag war, habe ich also auch nicht mit technischem Support gerechnet. Nachdem das Internet am Dienstag Abend immer noch nicht ging, habe ich mal bei der Wohnheim-Hotline nachgefragt, mit dem Ergebnis, dass man das Problem noch suche. Es wurde letztendlich bis gestern (Donnerstag) Abend gesucht – dadurch konnte ich leider auch bisher noch nichts schreiben – sorry!

Aber nun zu den guten Dingen: Dienstag und Mittwoch hat mich Jacky in die Zweigbibliothek nach Tilehurst geschickt, damit ich mir dort die Mobile Library angucken kann. Da Ann ja diese Woche im Urlaub ist, hat Jacky also nun etwas gesucht, um mich zu beschäftigen. 🙂

In Tilehurst angekommen zeigte mir Dawn, die für das Ganze zuständig ist, erst einmal den Mobile Library Lagerraum, der hauptsächlich Hörbücher auf CD und Kassette und Bücher mit extra großer Schrift beinhaltete, aber auch ziemlich viele „normale“ Bücher im Angebot hatte. Sie erklärte mir, dass die Mobile Library für alle Leute ist, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr in die Bibliothek kommen können. Daher gibt es einen Bücher-Van, der dann besucht werden kann, und einen „Lieferservice“ für Menschen, die ihr Haus nicht mehr verlassen können.

IMG_2324Der Van der Mobile Library

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Dawn gab mir dann gleich einen Zettel, auf dem die „Bestellungen“ für den heutigen Tag standen. Eine ältere Lady hätte gerne ein paar Krimis in großer Schrift, da sie nicht mehr so gut sehen kann. Die Krimis sollten aber nicht zu altmodisch sein und nicht zu gruselig und schaurig. Und bitte nichts von Dick Francis! 🙂 So haben wir also ca. eine Stunde lang den Bestand nach passenden Dingen durchsucht und auch für jeden Leser auf der Liste etwas gefunden. Anschließend bin ich mit Dawn im großen Van zu 2 betreuten Unterkünften für Senioren in Tilehurst gefahren. Kaum hatten wir geparkt, kamen auch schon 3 Ladys mit ihren Körbchen an und stöberten durch die im Van angebotenen Bücher. Anschließend haben wir die Körbchen für sie auf ihre Zimmer getragen und noch ein paar „Hausbesuche“ gemacht.

Am Mittwoch haben wir wieder erst passende Bücher für die Leser ausgesucht und sind dann mit dem Auto direkt zu einigen Hausbesuchen losgefahren. Danch wurden noch zurückgegebene Bücher eingestellt und etwas gerückt.

Ich muss wirklich sagen, dass mir die Arbeit mit der Mobile Library sehr viel Spaß gemacht hat und mich auch sehr berührt hat – die meisten der Nutzer sind ältere Herren und Damen und viele von ihnen können nicht mehr so gut sehen, weshalb sie auf große Schrift und Hörbücher zurückgreifen. Alle waren unglaublich nett und haben sich sehr über unseren Besuch gefreut – so wurde jedes Mal noch ein bisschen geschwatzt und auch das ein oder andere Stück Schokolade sprang für Dawn und mich dabei heraus. Besonders 2 Damen werden mir in Erinnerung bleiben: eine war 102 Jahre alt und wusste ganz genau, was sie gerne liest und was nicht – und hat sich furchtbar bei uns beschwert, weil ihr Enkel ihr andauernd Rosamunde Pilcher andrehen will – dabei liest sie doch so gerne Krimis. 🙂

Eine weitere Dame war Mrs. R., die mit ihrer Nichte in einem wunderschönen Haus lebt. Auf Dawns Nachfrage, wie es ihr denn so gehe, sagte sie: „Ach naja, wenn ich besser sehen könnte hätte ich gar keine Beschwerden – aber mit 97 kann man da wohl nicht so anspruchsvoll sein“ 😀

Donnerstag und Freitag habe ich Hörbücher umsigniert und einige Bücher zum Sprachen lernen katalogisiert.

Gestern Abend habe ich außerdem meine lieben neuen Freunde hier in Reading verabschieden müssen – wir hatten einen tollen Abend im Pub und ich bin wirklich etwas traurig, dass ich schon wieder gehen muss. Falls ihr das lest: ihr werdet mir sehr fehlen!

Heute stand dann auch der Abschied von meinen wundervollen Kolleginnen an…Nachdem ich Ann ja schon letzte Woche verabschiedet hatte und heute morgen mit meinen riesigen Koffern in der Bibliothek ankam, haben sich sofort alle versammelt um mir ganz feierlich ein paar Geschenke zu überreichen, die mich an die Bibliothek und Reading erinnern sollen. Ich musste wirklich mit den Tränen kämpfen und war super traurig, als ich mich dann letztendlich von allen verabschiedet habe.

Jetzt sitze ich in London Gatwick im Flughafenhotel und erledige noch den letzten Papierkram…morgen früh um 6 geht mein Flug in Richtung Berlin. Ich freue mich schon sehr auf zu Hause, bin aber auch ziemlich geknickt, dass die wundervollen 8 Wochen, die ich in England hatte, nun schon vorbei sind. Ich werde definitiv wiederkommen und werde meine Zeit hier in sehr guter Erinnerung behalten.

Ich werde wahrscheinlich noch einen abschließenden Beitrag schreiben, in dem ich nochmal ein Fazit ziehe. Bis dahin bleibt mir nur noch zu sagen:

„Tschüss, Reading – es war schön mit dir!“

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Meine vorletzte Arbeitswoche

Wenn ich daran denke, dass ich in genau einer Woche schon aus meinem schönen Zimmer ausgezogen bin und im Flughafenhotel sitzen werde, wird mir schon etwas komisch. Vor mir liegt jetzt nur noch eine Arbeitswoche, die auch noch durch einen Feiertag am Montag verkürzt wird.

Da ich mein Musiknotenprojekt abgeschlossen habe, stand diese Woche vollkommen im Zeichen der Umzugsvorbereitungen. Ich habe also gerückt, was das Zeug hält. Außerdem habe ich noch eine weitere Liste  mit verlorenen Büchern von meiner Kollegin Sarah bekommen – da auf dieser Liste allerdings nur ein einziger Barcode funktioniert hat, haben wir das Vorhaben dann abgebrochen und ich habe stattdessen Belletristik-Bestseller umsigniert. Ansonsten war ich am Montag noch „Rhymetime-Helper“, d.h. dass ich eine Strichliste geführt habe, wie viele Erwachsene und wie viele Kinder anwesend waren – außerdem habe ich am Ende der Rhymetime die Kuscheltiere wieder eingesammelt. 🙂

Am Mittwoch habe ich mich gerade durch einen extra staubigen Teil des Magazins gewühlt, als Nicci, die Kinderbibliothekarin mich fragte, ob ich nicht mit ihr zu einer Autorenlesung in der Zweibibliothek Battle kommen möchte. Jetzt. Sofort. Ich habe dann also schnell den Staub von mir geklopft, meine Jacke geschnappt und schon ging es los.

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Battle Library von außen

Die Battle Library liegt in einem nicht ganz so schicken Teil von Reading – allerdings ist dort von allen Bibliotheken in Reading immer am Meisten zu tun. Battle Library bietet unglaublich viele Veranstaltungen an: es gibt 3 mal pro Woche eine Rhymetime, 2 Storytimes, eine Rhymetime auf Polnisch (da in der Gegend sehr viele Polen leben), Stillkurse für frischgebackene Mütter, einen Kunstclub, einen Lego-Club, Brettspielclubs, Hausaufgabennachhilfe, einen Englischkurs, Buchclubs, „Coffee and Craft“ (Kaffee und sticken/häkeln/basteln) und eine Social Group, bei der Kaffee und Tee getrunken und sich ausgetauscht wird. Und das sind nur die regelmäßigen veranstaltungen 🙂

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Die Belletristik-Abteilung

Die Bibliothek befindet sich in einem Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und vor ein paar Jahren aufwändig saniert wurde. Ansonsten kann ich nur sagen: klein, aber fein.

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Die Fenster stammen sind ein Teil der Dinge, die nach der Sanierung vom Originalbau übrig geblieben sind. Sie zeigen das Wappen von Reading(links), das Wappen eines Heiligen und das Wappen der Universität(rechts)

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Ein Ergebnis des Häkel-Clubs. Weiße Wände sind ja auch ziemlich langweilig.

Die Lesung mit der Kinderbuchautorin war auch sehr interessant (leider habe ich ihren Namen vergessen – aber falls ich Nicci in der nächsten Woche sehe werde ich nachfragen und den Namen hier ergänzen) und im Anschluss wurde noch gebastelt. Da ich mit Nicci etwas am Rand der Lesung saß, durften/konnten/sollten/mussten wir also dann auch mitbasteln – das Ergebnis war ein Papierflieger-Drache. 🙂

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Auf den Regalen werden die Arbeitsergebnisse des Kunstclubs ausgestellt.

IMG_2303Die häkelnden Bibliotheksnutzer haben außerdem die Teeparty aus „Alice im Wunderland“ nachgebastelt.

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Kurs vor Beginn der Lesung hat eine Mutter noch einen Stoffcupcake beigesteuert. 🙂

Nachdem ich heute wieder sehr viel in der Sachbuchabteilung gerückt habe, eröffnete mir Ann, dass sie nächste Woche nicht mehr da sein wird, da sie morgen in den Urlaub fährt. Da ich das vorher nicht wusste, lagen meine fertigen Berichtsheftseiten und mein Abschiedsgeschenk für sie natürlich zu Hause – allerdings hat sie mir gleich gesagt, dass ihre Kollegin Jacky mich in der nächsten Woche dann noch „betreut“ und auch meine Zettel unterschreiben wird. So stand also heute schon der erste Abschied an – ich war schon ziemlich traurig, als ich mich von Ann verabschieden musste – schließlich hat sie sehr viel Zeit investiert um mir die schönsten Aspekte der Arbeit und der Umgebung zu zeigen. Nachdem sie mir versichert hat, dass sie mir 100% eine E-Mail schreiben wird, wenn sie mal nach Berlin fährt, habe ich mich dann durch die Stadt nach Hause gequetscht – hier ist nämlich im Moment alles voller feierwütiger Teenager, die zum Reading Festival angereist sind 😀 Als ich dann später vom Einkaufen kam, konnte ich allerdings an der Bushaltestelle sogar etwas von der Musik hören 🙂

Somit beginnt also nun mein letztes Wochenende in Reading. Ich habe viel geplant und werde euch berichten, ob alles so geklappt hat, wie es soll.

Bibliotheksimpressionen

Da mir aufgefallen ist, dass ich noch gar keine Fotos aus der Bibliothek hier hochgeladen habe, werde ich das an dieser Stelle einmal nachholen. Die Etagen sind alle gleich aufgebaut, daher habe ich mal die besonders aufgeräumte Fiction-Abteilung für euch festgehalten. 🙂

IMG_2177„General Fiction“

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CDs und DVDs

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eine kleine Ecke der Theke, Selbstverbucherautomaten und die
Bestseller-RegaleIMG_2269

Die Kinderbibliothek

Besonders schön finde ich diese Buchstützen – hier werden normalerweise Bücher „ausgestellt“, auf die man hinweisen möchte. Wenn das Buch dann weggenommen wurde, steht da dann aber keine „nackige“ Stütze, sondern viele schöne und lustige Sprüche und Zitate rund ums Lesen.

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Besuch aus der Heimat und Woche 6

In der letzten Woche war sehr viel los – und ich kann gar nicht fassen, dass ich in nur etwas mehr als 14 Tagen schon wieder zu Hause und auf dem Weg in die Berufsschule sein werde…ohje!

Arbeitsmäßig war relativ wenig los – ich habe weiterhin an meinen beiden Großprojekten (den Musiknoten und der „Karteileichen“-Liste) gearbeitet. Am Mittwoch bin ich mit Ann in die Zweigbibliothek nach Caversham gegangen, um dort ein wenig am Bestand zu arbeiten. Ann geht alle paar Wochen in die einzelnen Bibliotheken, guckt dort die Sachbuchregale durch, die besonders „voll“ sind und nimmt alle Bücher raus, die länger als 6 Monate dort nicht ausgeliehen wurden. Da wir am Mittwoch zu zweit waren und wir daher schneller arbeiten konnten, haben wir eine kleine „Rundumsäuberung“ durchgeführt und einfach die komplette Sachbuchabteilung durchgeguckt. Wir haben das 6-Monats-Limit dann etwas erhöht und haben nur die Bücher rausgenommen, die im Jahr 2014 noch nicht ausgeliehen wurden. Dann habe ich noch am PC den Standort-Status der Bücher auf „Stock Revision“ gesetzt – der Bibliothekskurierfahrer wird die gekennzeichneten Bücher also in den nächsten Wochen aus Caversham abholen und in die Central Library bringen, wo sie dann genauer angesehen werden. Die Bücher werden dann entweder in eine andere Zweigbibliothek weitergeleitet oder ausgesondert – je nachdem, wie aktuell das Thema ist und wie gut die Bücher noch in Schuss sind. 🙂

Am Donnerstag habe ich abends meine Mutti vom Flughafen abgeholt – sie wollte sich gerne mal angucken, wie ich hier so wohne. Ann hat mir am Anfang der Woche angeboten, dass ich Freitag nur einen „kurzen“ Tag arbeite, damit ich mehr Zeit mit meinem Besuch verbringen kann. Wir sind dann also Freitag Mittag in Richtung Oxford gefahren und haben uns die Stadt ein wenig angesehen. Da ich mich ja nach meinem letzten Besuch dort schon etwas auskannte, war es ein sehr entspannter und schöner Nachmittag mit viel englischem Tee und einem Besuch im Christchurch College, dessen großer Speiesaal als Filmkulisse für die große Halle in den Harry Potter Filmen gedient hat.

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Samstag sind wir nach dem Frühstück nach London gefahren, haben dort eine mehrstündige, sehr interessante Tour mitgemacht, sind etwas spazieren gegangen und sind letztendlich noch etwas durch „Harrods“ gebummelt.

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Ein paar der kuriosen Dinge, die es bei Harrods so gibt. 🙂

Nachdem ich meine Mutti heute wieder am Flughafen abgesetzt habe, musste ich erst einmal feststellen, dass gefühlte 10 neue Personen in unseren Flur gezogen sind – zumindest waren auf einmal alle Kühlschränke bis zum Anschlag voll und es standen auf einmal 2 neue Wasserkocher, ein gigantisches Topfset und ein Reiskocher in der Küche. Nachdem ich vorhin bei Yousef mal nachgefragt habe, stellte sich heraus, dass es wohl nur 2 neue Leute sind – ich bin mal gespannt. 🙂

In der nächsten Woche werde ich versuchen, wieder etwas ausführlicher zu berichten. Einerseits wird es bestimmt ein neues Projekt für mich geben, da ich mit den Musiknoten jetzt fast durch bin. Andererseits gehe ich am Dienstag zu Ann zum Dinner und es steht mein allerletztes Wochenende in Reading an – wobei hier das bekannte Reading-Festival stattfindet. Ich werde dann also berichten, wie es sich hier lebt, wenn sich eine Stadt im Musik-und-Party-Ausnahmezustand befindet. 🙂

„Ist das das Matschfestival?“

Wenn ich nicht arbeite, verbringe ich einen Großteil meiner Zeit im Studentenwohnheim. Wer jetzt an wilde Partys denkt, liegt falsch, hier ist in dem Ferien total tote Hose. Eigentlich sollte ich mir meine Wohnung mit 9 anderen Leuten teilen – im Moment sind wir zu viert oder zu fünft: ein 18 jähriger Student aus Thailand, ein 19 jähriger Student aus Kuweit und 1-2 weitere Leute, die ich noch nie gesehen habe – aber Yousef aus Kuweit schwört darauf, dass sie bei uns wohnen. Da der Junge aus Thailand nicht sehr gesprächig ist, haben Yousef und ich die Küche eigentlich immer für uns alleine.

Ich muss dazu sagen, dass ich wirklich kein Problem damit habe, wenn man seinen Teller mal erst am nächsten Tag wegräumt oder so. Aber ich merke doch immer wieder, dass ich mit einem Haufen Teenager zusammenwohne: da stapeln sich Wochenlang die Teller, alter Fisch wir eine Woche im Ofen vergessen, schimmeliges Obst wird zwar aus dem Kühlschrank geräumt, aber dann einfach stehen gelassen. Jippy! Zum Glück hat wenigstens Yousef ab und zu ein schlechtes Gewissen und wischt dann auch mal die Krümel vom Tisch. Ansonsten stelle ich bei unseren Gesprächen immer wieder fest, dass wir offenbar von 2 verschiedenen Planeten kommen 😀 erst gestern gab es folgenden Dialog:

Ich: kennst du das Reading Music Festival? (Die englische Version zu Rock am Ring)
Yousef: nee, was ist das?
I: na so ein ganz großes Musikfest mit vielen Bands
Y: ach, ist das das Matschfestival?
I: warum Matsch?
Y: na da wird doch gezeltet – da wird doch alles ganz dreckig und überall ist Matsch

😀

Solche und ähnliche Situationen machen dann die sonst eher ruhigen Abende im Wohnheim sehr interessant 🙂 und oft muss ich an meinen 17 jährigem Bruder denken, wenn Yousef mal wieder fragt, ob der die Packung abmachen muss, bevor er sein Tiefkühlessen in den Ofen schiebt 🙂

Woche 5 in Reading – English Summer Rain

Unglaublicherweise ist meine 5. Arbeitswoche in Reading nun auch schon wieder vorbei. Aber wir wissen ja alle, wie das ist – sobald etwas Spaß macht, vergeht die Zeit gleich noch einmal doppelt so schnell.

Ich habe in dieser Woche weiterhin an meinen Langzeitaufgaben aus der letzten Woche gearbeitet. Die Musicals habe ich inzwischen hinter mir gelassen und habe mich nun zu den Sonaten und Klavierstücken vorgearbeitet.:)

Inzwischen habe ich die ersten 15 Seiten der geklauten Bücher aus dem Jahr 1996 beendet – und sofort eine neue Liste bekommen.

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Ansonsten war es in dieser Woche relativ ruhig – ich habe noch etwas an der Ausleihtheke mitgeholfen und Belletristikbücher eingestellt. Heute morgen durfte ich außerdem an einer Präsentation zu den E-Book-Diensten eines Buchhändlers teilnehmen. Es ist auf jeden Fall sehr interessant zu sehen, was man alles beachten muss, wenn man sich für E-Books in der Bibliothek entscheidet.

Am Montag war ich nach der Arbeit mit Ann noch beim Treffen des örtlichen „Book-Clubs“ – getroffen wurde sich natürlich in einem Pub. 🙂
Dort hat dann eine Gruppe von etwa 10 Personen das zuletzt gelesene Buch, in diesem Fall „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, diskutiert. Da ich die einzige in der Runde war, die das Buch nicht gelesen hat, habe ich in der Zwischenzeit brav zugehört und mein echtes englisches Ale getrunken. Nächsten Monat wird dann übrigens „Casino Royale“ von Ian Fleming gelesen 😉

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Am Dienstag war ich bei meiner Kollegin Jacky und ihrem Mann Andrew zum Abendbrot eingeladen – Andrew hat ein ganz britisch Stew gekocht und als Nachtisch noch einen super leckeren Applepie vorbereitet. Da Andrew auch gelernter Bibliothekar ist, hat er mich ganz viele Sachen über die Arbeit in Deutschland gefragt.

Gestern, also am Donnerstag, war ich mit Nancy, die ich schon ein paar Mal in den letzten Wochen getroffen habe, und ihrem ehemaligen Mitbewohner außerdem im Open-Air Kino um „Grand Budapest Hotel“ zu gucken. Das war auf jeden Fall ein Erlebnis und da das Wetter wieder mitgespielt hat, konnten wir neben dem Film also auch noch die wunderschöne Kulisse der Caversham Court Gardens genießen, in denen ich bereits vor ein paar Wochen zum Theater war. Leider habe ich mich ein bisschen dabei erkältet (nachts ist es dann doch recht frisch gewesen), sodass ich heute sehr k.o. war und mich morgen erstmal ein bisschen auskurieren und entspannen werde. Ich finde es jedenfalls immer noch unglaublich, dass ich in 3 Wochen schon wieder nach Hause fliege.

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Um zum Schluss noch kurz den Bezug zum Titel des Beitrags herzustellen: Nachdem es die ganze Woche immer so beinahe-geregnet hat aber im Endeffekt dann doch trocken blieb, ging heute gar nichts mehr. Ich hatte zum Glück ein gutes Timing, denn etwa 3 Minuten, nachdem ich im Studentenwohnheim angekommen bin, ging der Wolkenbruch los. Hoffentlich wird es nächste Woche wieder schöner. 🙂

Oxford – it’s magic!

Hallo!

Nachdem ich den ersten Teil des Wochenendes sehr entspannt zu Hause verbracht habe (und beim einkaufen Bekanntschaft mit dem englischen Sommerregen machen durfte…), habe ich mich heute Morgen mit Ann am Bahnhof getroffen um gemeinsam mit ihr nach Oxford zu fahren. Da sie schon ein paar Mal dort war, hatte sie mir angeboten, mir ein paar nette Ecken in der Stadt zu zeigen. Mit dem Expresszug ging es also in nur 30 Minuten von Reading nach Oxford. Dort angekommen haben wir uns zuerst Tickets für eine Führung in der Bodleian Library besorgt, um diese am Nachmittag besuchen zu können.

IMG_2199Die Bodleian Library von außen

Wir sind dann sehr viel durch die Straßen Oxfords geschlendert und was soll ich sagen? Oxford ist einer sehr, sehr hübsche englische Uni-Stadt. Da heute Sonntag und noch dazu super Wetter war, war die Stadt voller Touristen. Besonders die unzähligen Schüler-Sprachreisen-Gruppen haben uns das ein oder andere Mal den Weg versperrt. 🙂 Nachdem wir an der Christchurch vorbeigelaufen sind, deren Halle als Drehort für die Harry Potter Filme diente, haben wir uns eine Pizza zum Mittag gegönnt. Leider konnten wir die große Halle der Christchurch heute nicht sehen, da eine unendlich lange Schlange davor war (Wartezeit ca. 1,5 Stunden – der Reichstag ist ein Klacks dagegen!). Da mich aber meine Mutti in ein paar Wochen besucht, werden wir dann noch einmal unser Glück versuchen. 🙂

IMG_2206Ein kleiner Teil der gigantischen Christchurch-Anlage

Nach dem Mittagessen war dann unsere Tour durch die Bodleian Library dran. Zu Beginn konnten wir außerdem die Divinity School besichtigen, die in den Harry Potter Filmen der Krankenflügel war. 🙂 (Ja, Fans kommen in Oxford voll auf ihre Kosten!) Leider durfte ich in der Bibliothek selber keine Fotos machen, aber wer die HP-Filme gesehen hat, wird auch hier wieder etwas erkennen: im Duke Humfrey’s Lesesaal wurde nämlich auch gedreht. 🙂 Unser Tour-Guide merkte hierbei an, dass Warner Bros. hierfür 3 Tage lang die Bibliothek geschlossen hat – was die furchtbar beschäftigte Forscher sehr aufgeregt hat. Genie und Wahnsinn liegen in Oxford wohl besonders dicht beieinander. 🙂

IMG_2200Divinity School bzw. der Hogwarts Krankenflügel 🙂

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Drake Chair – ein Stuhl, der aus dem Holz von einem von Sir Francis Drakes Schiff gebaut wurde

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Eingang zur Divinity School

Nach dieser kleinen Tour sind wir dann noch in die Church of St. Mary the Virgin gegangen, die direkt in der Nähe der Bibliothek war. Anschließend sind wir noch auf die Aussichtsplattform des Carfax Tower geklettert (und zwar wirklich geklettert – ich habe noch nie so schmale und enge Wendeltreppen gesehen.), von dem aus wir ein wunderschönes Panorama über die Stadt hatten.

IMG_2203Church of St. Mary the Virgin

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Hertford Bridge

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Eine der 3 wirklich sehr schmalen und steilen Treppen im Carfax Tower

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Oxford Panorama

Unsere letzte Station für heute war das Magdalen College – ein riesengroßer Uni-Komplex mit eigener Kapelle, einem riesigen Garten (inklusive einiger Rehe) und noch viel mehr Hogwarts-Atmosphäre 🙂

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Magdalen College

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Hinterhof im Magdalen College

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Die Rehe im Garten des Magdalen Colleges 🙂

Nach diesem langen Tag bin ich nun ganz schön k.o. und werde noch ein paar Postkarten schreiben. Oxford ist auf jeden Fall einen Besuch wert und ich werde definitiv in Zukunft auch noch einmal wiederkommen. 🙂

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Halbzeit

Unglaublich – aber die Hälfte meines Praktikums ist tatsächlich schon vorbei. Die Zeit vergeht sehr schnell und hier ist jeder Tag irgendwie spannend.

In dieser Woche habe ich 2 „Langzeitaufgaben“ bekommen. Zum einen hat Ann mir eine ganze Regalwand mit ca. 36 Regalmetern Musiknoten gezeigt, die am Katalog geprüft werden müssen. Da für den Umzug innerhalb der Bibliothek Platz gebraucht wird, sollte ich alles, was es mehr als 1 mal im Katalog gibt und seit mehr als 5 Jahren nicht mehr ausgeliehen wurde, aussondern und in den Buchverkauf geben. Da ich ja bekennender Musical-Fan bin und Musik mich im Allgemeinen sehr interessiert, hat es mir also super viel Spaß gemacht, mich durch die unzähligen Ausgaben von Mozarts Requiem, Wagners Ring des Nibelungen und Musicals wie My Fair Lady, Hair, Les Misérables usw. zu wühlen. 🙂

Des weiteren hat mir Sarah, die für die Belletristik zuständig ist, ihr Arbeitsfeld gezeigt und mir etwas über die Erwerbung für Belletristik erklärt. Weiterhin habe ich in diesem Bereich ehemalige Bestseller umsigniert und ggf. an Zweigbibliotheken geschickt. Von Sarah kam außerdem meine 2. Daueraufgabe: sie selbst hat es sich zu ihrer „Mission“ gemacht, mal alle Bücher, die vor ewigen Zeiten geklaut oder verloren wurden, aus dem Katalog zu löschen. Klingt an sich ja ganz easy. Als sie mir dann aber eine 15-seitige Liste gab, die nur die verlorenen Bücher der Monate Januar bis März 1996 enthielt, war ich doch etwas verblüfft. So verbringe ich also einen Großteil meiner Zeit im Moment damit, Barcode-Nummern im Katalog zu suchen, die offenen uralten Gebühren zu löschen, den Katalogeintrag des Exemplars zu entfernen und letztendlich auch den bösen Nutzer aus der Datenbank zu löschen. (O-Ton Sarah „Nach 18 Jahren bringt die Bücher sowieso niemand wieder. Solche Leute wollen wir gar nicht erst in der Datenbank haben!“ 🙂 )

Ansonsten steht 3 mal pro Woche Rhymetime an. Inzwischen kann ich die meisten Kinderlieder schon relativ gut mitsingen oder kenne zumindest schon die Melodie. 🙂

Am Sonntag fahre ich mit Ann nach Oxford – sie hat mir angeboten, mir ein bisschen die Stadt zu zeigen. 🙂

Viele Grüße und bis bald!

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Woche 3 in Reading

Ich kann es kaum fassen, wie schnell die Zeit vergeht – meine 3. Woche in Reading ist tatsächlich schon vorbei und das bedeutet, dass nächste Woche schon Halbzeit ist! Unglaublich!

Ich habe in dieser Woche sehr, sehr viel erlebt – aber der Reihe nach…

Die Arbeit lief wieder sehr gut – die Kolleginnen und Kollegen in der Central Library sind super und helfen mir, wo sie nur können, wenn es mal an der ein oder anderen Stelle klemmt. 🙂 Ich habe in dieser Woche sehr viel ausgesondert und weiterhin die Geschenke über die Region bearbeitet, allerdings hat mit Jackie unter anderem auch gezeigt, wie Rechnungen bearbeitet werden. Ansonsten war ich wieder oft an der Theke und habe Bücher eingestellt, ausgeliehen und zurückgenommen. Die Kasse kann ich inzwischen problemlos bedienen und auch die Münzen machen mir nicht mehr so sehr zu schaffen.

Am Mittwoch habe ich mich nach der Arbeit mit Ann und den beiden Kinderbibliothekarinnen Nicci und Suzanne am Eingang der Caversham Court Gardens getroffen, um dort ein Open-Air Theaterstück von Shakespeare zu sehen. Ann hat mir netterweise mein Ticket bezahlt, da sie so zufrieden mit meiner Arbeit in der Bibliothek ist. 🙂

An dieser Stelle muss ich außerdem mal erwähnen, wie super toll das Wetter hier im Moment ist – nachdem es in meiner ersten Woche hier ja ab und zu geregnet hat, scheint hier seit 2 Wochen NUR die Sonne und es ist angenehm warm. Somit hatten wir auch am Mittwoch perfektes Wetter für das Theaterstück „Love’s labour’s lost…and won“. Wir saßen auf Picknickdecken direkt vor der Bühne und haben etwas Wein getrunken, den Suzanne mitgebracht hatte. In der Pause hat Nicci uns dann noch einen englischen Tee und etwas Kuchen ausgegeben.

IMG_2151Caversham Court Gardens

IMG_2153Ausblick auf die Themse von der Picknickdecke 😉

IMG_2159Shakespeare-Impressionen

Donnerstag ging es dann um 8 Uhr morgens für mich zum Bahnhof von Reading, wo ich mich mit Elaine, die für die fremdsprachigen Medien zuständig ist, getroffen habe. Wir sind dann mit dem Zug nach London Paddington und von dort aus weiter nach Hammersmith gefahren, wo wir an einem Treffen der CILLA (Co-operative of Indic Language Library Authorities) teilgenommen haben. CILLA funktioniert so in etwa wie die EKZ in Deutschland – nur eben für Sprachen aus dem indischen Raum, also für Hindi, Urdu, Tamil usw. Sie sichten die Neuerscheinungen der jeweiligen Sprachen und bewerten diese nach Qualität und wahrscheinlicher Popularität in englischen Bibliotheken. Nach dem Treffen ging es für uns dann weiter an den Picadilly Circus – hier gibt es nämlich den „European Bookshop“, der von einer Deutschen geführt wird. Ich durfte dann ca. 15 Bücher aus der deutschen Belletristikabteilung für die Bibliothek aussuchen – hoffentlich gefällt den Lesern meine Auswahl.

Nachdem Elaine und ich dann noch einen Spaziergang durch London gemacht haben, habe ich mich am Abend noch mit Madeleine getroffen, die ihr Praktikum in London macht. Wir haben uns dann etwas zu essen geholt und die Londoner Stadtatmosphäre am Abend genossen.

IMG_2164China Town

IMG_2165Trafalgar Square

Gestern Abend war ich außerdem noch zu einem „Barbecue“ eingeladen – also zum grillen. 🙂 Gastgeber war Jakob, mit dem ich vor ein paar Wochen auch schon das WM-Finale in einem Pub gesehen hatte. Wir konnten das wunderschöne Wassergrundstück, auf dem er wohnt (inclusive Premium-Schlauchboot) und den wunderschönen englischen Sommer genießen und es gab viele nette Gespräche mit Leuten aus vielen verschiedenen Ländern (die anderen Gäste kamen unter anderem aus den USA, Russland, der Ukraine, Österreich und Aserbaidschan). Nach diesem tollen Abend gestern habe ich nun wirklich das Gefühl, angekommen zu sein. Mit Nancy, einer Deutschen, die in Reading arbeitet und auch beim grillen war, habe ich mich vorhin noch spontan auf ein Bier im Pub getroffen. Ich kann wirklich sagen, dass es eine gute Entscheidung war, den Papierkram und das Organisatorische auf mich zu nehmen – England ist wirklich super! 🙂

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